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Foto: Simon Bierwald
Vonovia saniert in Witten aktuell 112 Wohnungen nach dem Energiesprong-Prinzip. 2022 hatte das Wohnungsunternehmen ein erstes Pilotprojekt dieser CO2-neutralen Sanierung in Serienbauweise in Bochum durchgeführt. Dies überzeugte, und so wird in Witten an vier- und erstmals an achtgeschossigen Mehrfamilienhäusern mit 6 bis 24 Wohnungen gearbeitet. Das bringt einige Herausforderungen mit sich – denn je mehr Geschosse ein Gebäude hat, umso mehr Wohnfläche muss über das Dach mit Energie versorgt werden. Und je ungünstiger das Verhältnis von Dach- zu Wohnfläche ist, desto schwieriger gestaltet sich die Bereitstellung von Strom und Wärme aus eigener Stromerzeugung. Diese Herausforderung bietet auch die Chance zu neuen, innovativen Lösungen.
„Damit die Energiewende im Gebäudesektor gelingt, ohne Mieterinnen und Mieter mit den Kosten zu überfordern, braucht es innovative Sanierungsverfahren – und es braucht Pioniere, die sie erproben. Unser aktuelles Energiesprong-Projekt setzt eine neue Marke bei der Energieeffizienzsteigerung hochgeschossiger Gebäude“, sagt Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender bei Vonovia.
An den Mehrfamilienhäusern in Witten wird eine glasverblendete Fassade mit einer Wabenstruktur verbaut, mit der die Sonnenstrahlung genutzt werden kann. Beim Energiesprong-Prinzip werden auf dem Dach eines Gebäudes grundsätzlich Photovoltaik-Anlagen eingebaut, um so grünen Strom für die Hausbewohner und das Quartier zu erzeugen. An den Gebäuden in Witten werden zum Teil weitere Photovoltaik-Module in die Fassade eingearbeitet, da die Dachfläche bei einem Gebäudetyp wie dem in Witten nicht ausreichend für die Versorgung des Wärmeerzeugers ist – bei diesem Gebäude sind es hocheffiziente Wärmepumpen des Herstellers iDM.
Überdies wird die serielle Vorfertigung ausgeweitet: Die kontrollierte Wohnraumlüftung ist im Fensterrahmen integriert und wird fertig an die Baustelle geliefert. Die Wohnungen müssen für den Einbau nicht betreten werden, die elektrischen Leitungen werden zwischen bestehender und neuer Fassade in den Keller geführt und angeschlossen. Nur für die Demontage der alten Fenster und die Anarbeitung der Fensterlaibungen ist der Zutritt zur Wohnung erforderlich. Dies ist ein Beispiel dafür, dass die Sanierungsmaßnahmen so vorgenommen werden, dass die Mieterinnen und Mieter weitgehend ungestört bleiben.
Die Fenster haben vier Scheiben, wobei zwischen der dritten und vierten eine Jalousie integriert ist. Damit heizen sich die Wohnungen im Sommer bei Sonneneinstrahlung nicht auf und die Mieterinnen und Mieter sind vor Hitze geschützt.
Auch die Fassadenelemente sind vollständig vorgefertigt, und die Dämmung ist bereits im einzelnen Element eingearbeitet. Damit bildet die Oberfläche eine vollwertige Außenwand.
In den mehrgeschossigen Gebäuden werden außerdem alle Balkone in die Gebäudehülle integriert und mit Faltschiebefenstern ausgestattet. Die Mieterinnen und Mieter können so einen Hybriden aus Balkon und Wintergarten nutzen.
Die Gebäude weisen nach der Sanierung eine deutlich verbesserte Energiebilanz auf – vor allem, weil kein CO2 mehr ausgestoßen wird. Sie rücken von der Energieeffizienzklasse E auf A+. Für die Modernisierung berechnet Vonovia eine Umlage in Höhe von zwei Euro pro Quadratmeter. Die Mieterinnen und Mieter sparen durch die Sanierung ungefähr 1,60 Euro pro Quadratmeter Energie- und Warmwasserkosten ein. Die Belastung für die Mieterinnen und Mieter liegt somit bei rund 40 Cent Mehrkosten pro Quadratmeter.
„Vonovia achtet darauf, dass Mieterinnen und Mieter finanziell nicht überlastet werden. Die hohen Energiepreise bereiten vielen Menschen Sorge. Sie möchten wissen, was auf sie zukommt“, sagt Samuel Paulsen, Produktmanager für die serielle Sanierung bei Vonovia. „Das Energiesprong-Prinzip ist ein guter Ansatz, um Gesamtkosten überschaubar zu halten und gleichzeitig bewusst den Klimaschutz in den Vordergrund zu stellen sowie die Energiewende voranzubringen.“ Langfristig soll die Sanierung warmmietneutral und ohne Mehrbelastung der Mieterinnen und Mieter erfolgen.
Energiesprong ist das niederländische Wort für Energiesprung, wobei „Sprung“ hervorheben soll, wie innovativ diese CO2-neutrale Sanierung in Serienbauweise ist. Die Fassadenelemente werden millimetergenau vorgefertigt. Dabei kommen vor allem nachhaltige Baustoffe zum Einsatz, zum Teil auch recyceltes Material. Die Rahmenelemente bestehen aus Holz und werden mit einer nachhaltigen Dämmung ausgefüllt. Die Elemente müssen auf der Baustelle nur noch zusammengesetzt werden. Das bedeutet weniger personellen Aufwand vor Ort und Entlastung der Anwohner. Die Anlagentechnik für Wärme-, Wasser- und Luftversorgung wird bei der Sanierung rundum erneuert und über die Photovoltaik-Module auf den Dächern und in der Fassade und damit mit grünem Strom betrieben. Das Gebäude erzeugt im Laufe des Jahres so viel Energie, wie es verbraucht – die CO2-Emissionen reduzieren sich über das Betriebsjahr durch dieses ganzheitliche Konzept auf null.